Eine Vorstellung wie aus einem Science-Fiction-Film: Statt an der Kasse nach der richtigen Karte zum Bezahlen zu kramen, hält der Kunde einfach seine Geldbörse oder sein Handy an eine Vorrichtung am Kassenterminal. Keine Unterschrift ist nötig, es muss keine PIN eingegeben werden – der fällige Betrag wird einfach abgebucht.
Was wie eine Vision aus der Zukunft klingt, ist heute schon an vielen Verkaufsstellen in Deutschland möglich! Die Technik nennt sich kontaktloses Bezahlen – und wird immer beliebter. Kontaktlos Bezahlen ist zum einen mit der Kreditkarte, zum anderen mit dem Handy möglich.
Mit welchen Karten kann man kontaktlos bezahlen?
Kontaktloses Bezahlen ist nur mit entsprechend ausgestatteten Kredit- und EC-Karten möglich. VISA-Karten sind für das kontaktlose Bezahlen geeignet, wenn sie das payWave-Symbol aufweisen. Kunden mit einer Maestro- oder Mastercard sollten auf die Kennzeichnung „Paypass“ achten. Verschiedene Sparkassen sowie Volksbanken und Raiffeisenbanken bieten unter der Marke „Girogo“ EC-Karten mit Chips für das kontaktlose Bezahlen an.
Kredit- und EC-Karten, die zum kontaktlosen Bezahlen geeignet sind, können natürlich auch weiterhin auf herkömmlichem Wege eingesetzt werden.
An welchen Verkaufsstellen ist das kontaktlose Bezahlen möglich?
Nicht an allen Verkaufsstellen kann man ohne PIN oder Unterschrift bezahlen. Viele große Kaufhaus-Ketten, Tankstellen und Schmuckhäuser bieten ihren Kunden den Service aber schon an. Europaweit sind es mehr als 1 Million Terminals in Geschäften und Restaurants, an denen bereits kontaktlos bezahlt werden kann. In Deutschland stehen über 35.000 Kassenterminals zur Verfügung.
Möglich ist das kontaktlose Bezahlen beispielsweise bei ARAL, Karstadt, Starbucks, Thalia, Douglas und Galeria Kaufhof. Eine Übersicht über Verkaufsstellen, die kontaktloses Bezahlen ermöglichen, erhalten Sie hier:
- www.visa.de/kartenprodukte/kontaktloses-bezahlen-mit-visa/hier-kontaktlos-bezahlen-mit-visa
- www.mastercard.com/de/privatkunden/services_paypass_locator.html
Wie läuft der Bezahlvorgang genau ab?
Der Kunde hält für einige Sekunden (in der Regel genügt bereits eine halbe Sekunde) seine Karte näher als 4 cm an das Kontaktsymbol, das am Bezahlterminal angebracht ist. Ein optisches und ein akustisches Signal bestätigen die erfolgreiche Buchung: Alle vier LEDs am Terminal blinken auf und eine entsprechende Textmeldung wird angezeigt.
In diesem Video wird der Ablauf anschaulich erklärt:
Mit Fokus auf die kontaktlose EC-Karte Girogo wird alles auch hier noch einmal beschrieben:
Beim Bezahlvorgang werden die Kreditkartennummer, das Fälligkeitsdatum und gegebenenfalls eine Kundennummer (z.B. bei Miles & More) übertragen. Die dreistellige Prüfnummer auf der Rückseite der Karte (CVV- oder CVC-Code) wird jedoch nicht mit übertragen.
Welche Voraussetzungen müssen noch erfüllt sein?
Kontaktlos Bezahlen ohne PIN und Unterschrift ist derzeit nur für kleinere Beträge bis 25 € möglich. Bei höheren Beträgen kann zwar auch kontaktlos mit der payWave– oder Paypass-Kreditkarte bezahlt werden. Zusätzlich ist in Deutschland aber dann auch weiterhin die Unterschrift des Kunden oder die Eingabe der PIN vonnöten.
Was ist der Vorteil des kontaktlosen Bezahlens?
Gerade bei kleinen Einkäufen steht der Zeitaufwand für den Bezahlvorgang häufig in keinem sinnvollen Verhältnis zu den getätigten Einkäufen. Das kontaktlose Bezahlen beschleunigt den Bezahlvorgang deutlich: Der Kunde muss nicht die richtige Karte aus der Geldbörse kramen und auch nicht auf den Beleg warten, auf dem er dann noch unterschreiben muss. Einfach die Karte oder das Handy kurz an das Kontaktsymbol halten, auf die Bestätigung der Buchung warten – fertig!
Auch aus Sicherheitsüberlegungen heraus ist das kontaktlose Bezahlen von Vorteil, denn der Kunde muss seine Karte nicht mehr aus der Hand geben.
Welche Risiken birgt kontaktloses Bezahlen mit Kreditkarten?
Das kontaktlose Bezahlen ist ein sehr sicheres Verfahren. Bei jedem Bezahlvorgang wird ein dynamischer Code erzeugt. Das Personal an der Kasse gibt – wie bei einem gewöhnlichen Kreditkartenbezahlvorgang auch – den zu bezahlenden Betrag ein. Der Kunde bestätigt den Betrag am Terminal. Erst dann kann der Betrag von der Karte abgebucht werden. So ist auch ausgeschlossen, dass der Kunde im Vorbeigehen am Terminal versehentlich die Rechnung eines anderen Kunden bezahlt.
Und auch wenn ein Kunde mehr als eine Karte in der Geldbörse hat, die für das kontaktlose Bezahlen geeignet ist, wird das Gerät keine Doppelabbuchungen vornehmen. Wenn das Bezahlterminal mehrere Karten erkennt, mit denen kontaktlos bezahlt werden kann, wird der Kunde gebeten, eine Karte für den Bezahlvorgang auszuwählen. Da an einigen Terminals jedoch der Bezahlvorgang sicherheitshalber ganz abgebrochen wird, wenn mehr als eine Karte erkannt wird, sollte der Kunde stets nur eine Karte in die Nähe des Geräts bringen.
Ganz wie bei Kreditkarten ohne die Funktion für das kontaktlose Bezahlen unterliegen auch bei Paypass- und payWave-Karten die Kontobewegungen automatischen Prüfmechanismen bei der Bank. Sollten dort Unregelmäßigkeiten auffallen, wird die Karte ggf. sicherheitshalber gesperrt, bis der Kunde im direkten Kontakt mit der Bank die fragliche Transaktion bestätigt.
Der Kreditkartenmissbrauch ist seit einigen Jahren rückläufig. Nach der Einführung kontaktloser Karten hat sich daran nichts geändert. Aufgrund des sehr sicheren Verfahrens mit hoch entwickelter Chip-Technologie wird Kreditkartenbetrug für Kriminelle immer unattraktiver. Das kontaktlose Bezahlen ist damit wesentlich sicherer als das Mitführen von Bargeld!
Und wenn doch etwas passiert?
Sollten Kunden ihre Paypass- oder payWave-Kreditkarte verlieren oder den Verdacht haben, dass Daten ausgespäht wurden, sollten sie dies umgehend ihrer Bank melden. Das weitere Verfahren ist gleich wie beim Verlust „normaler“ Kreditkarten: Die Karte wird umgehend gesperrt. Solange der Kunde den Verlust gleich gemeldet hat, also seiner Sorgfaltspflicht Rechnung getragen hat, übernimmt die Bank in der Regel etwaige Schäden durch Betrüger. Nur bei grober Fahrlässigkeit oder Betrug durch den Kunden selbst haftet die Bank nicht.
Wie kommt man an eine Karte zum kontaktlosen Bezahlen?
Einige Banken geben inzwischen direkt VISA-Karten bzw. Maestro-/Mastercards mit dem notwendigen Chip aus, wenn die bisherige Karte ihre Gültigkeit verliert. Andere Banken bieten ihren Kunden den Umtausch ihrer Karte an. Wenn Sie am kontaktlosen Bezahlen teilnehmen möchten, sprechen Sie einfach ihre Bank darauf an, ob sie payWave- oder Paypass-Karten vergibt.
Falls Sie über Ihre Bank keine Kreditkarte mit dem erforderlichen Chip erhalten, können Sie immer noch bei einem anderen Anbieter eine neue Karte beantragen. Banken, die VISA-Karten für das kontaktlose Bezahlen ausgeben, sind unter anderem comdirect, BW Bank, Cortal Consors, DKB, Landesbank Berlin, Hanseatic Bank, Volkswagenbank, Postbank und Targobank.
Mastercards mit Paypass-Funktion gibt es bei Targobank, BW Bank, Commerzbank, Deutsche Bank, Netbank, verschiedenen Sparda-Banken, Wirecard, Reisebank, Net-M Privatbank, Hypovereinsbank, Hamburger Volksbank, Deutsche Kreditbank und Landesbank Berlin.
Karten mit payWave-, Paypass- oder Girogo-Chip kosten den Kunden keinen Aufpreis. Gegebenenfalls fallen die für Kredit- oder EC-Karten üblichen Kosten an.
Und wie funktioniert das kontaktlose Bezahlen mit dem Handy?
Das Schlüsselwort für kontaktloses Bezahlen in der Welt der Smartphones heißt NFC. Das steht für near field communication, also Nahfeldkommunikation. NFC ermöglicht den Datenaustausch zwischen zwei Geräten. Voraussetzung dafür ist, dass sich die beiden Geräte sehr nahe sind. Gerade für den Austausch sensibler Daten wie etwa bei einem Bezahlvorgang ist das ein wichtiges Sicherheitskriterium. Für das kontaktlose Bezahlen mit dem Handy wird also erstens ein entsprechend ausgestattetes Smartphone benötigt. Smartphones, die nicht von Haus aus NFC-kompatibel sind, können mit einem Sticker nachgerüstet werden. Um ihn nutzen zu können, installiert der Kunde auf seinem Smartphone außerdem die Bezahl-App mpass, die von Mastercard in Kooperation mit verschiedenen Mobilfunk-Anbietern entwickelt wurde.
Da die Technik für das Kontaktlos-Zahlung mit dem Handy von Mastercard kommt, ist das Bezahlen per NFC an allen Verkaufsstellen möglich, an denen mit Paypass bezahlt werden kann.
Auch das kontaktlose Bezahlen mit dem Handy ist ein relativ sicheres Verfahren. Das betrügerische Auslesen sensibler Daten ist zwar theoretisch möglich. Zum einen ist dafür in der Regel die räumliche Nähe zum NFC-Handy nötig. Zum anderen sind die Kreditkarten-App und vor allem die NFC-Schnittstelle nur dann aktiv, wenn der Bildschirm des Handys entsperrt ist. Das Auslesen von Daten im Gedränge einer U-Bahn oder beim Schlangestehen an der Kasse ist damit eher unwahrscheinlich. Auch wenn die Bezahl-App „Google Wallet“ in den USA bereits gehackt worden ist, sind Betrugsszenarien beim kontaktlosen Bezahlen mit dem Handy bisher kein großes Thema – der Aufwand ist einfach zu groß.